Stillende


Stillenden Müttern sollte der Rauchstopp unbedingt empfohlen werden und sie sollten bei der Tabakentwöhnung unterstützt werden. Im Vordergrund steht dabei eine intensive Begleitung und Unterstützung in der Verhaltensveränderung. Wenn es der Frau nicht gelingt, ohne Hilfsmittel auf das Rauchen zu verzichten, sollten nikotinhaltige Medikamente empfohlen werden.

 

Therapie-Empfehlung für nikotinhaltige Medikamente

Nikotinhaltige Medikamente erreichen eine 2 – 3 Mal tiefere Plasmakonzentration als aktives Rauchen. Unter nikotinhaltigen Medikamenten gelangt also Nikotin auch in die Muttermilch. Im Gegensatz zum aktiven Rauchen wird das Neugeborene aber vor allen anderen Schadstoffen des Tabakrauchs geschützt, insbesondere vor dem Kohlenmonoxid. 

Auch wenn nikotinhaltige Medikamente nicht risikolos sind, ist dieses Risiko vernachlässigbar verglichen mit dem aktiven Rauchen. Die Vorteile von nikotinhaltigen Medikamenten beim Rauchstopp überwiegen bei weitem die Nebenwirkungen. In anderen Worten, nikotinhaltige Produkte sind in jedem Fall dem aktiven Rauchen vorzuziehen. Nikotinhaltige Medikamente verdoppeln die Chancen zum Rauchstopp und schützen das Kind vor Passivrauch und so vor Schadstoffen, die einerseits direkt durch die Muttermilch aufgenommen werden und andererseits durch den Rauch in der Umgebungsluft aufgenommen werden.

Die Risiken der Nikotinsubstitution lassen sich weiter minimieren, indem

  • man Präparate mit kurzer Wirkdauer wählt, also z.B. Kaugummi, Microtab oder Lutschtabletten, (sie haben eine Wirkdauer von ca. 2 Stunden)
  • und sie direkt nach dem Stillen verwendet, um einen möglichst grossen zeitlichen Abstand zwischen der Nikotinaufnahme und dem Stillen zu schaffen. 

 

Therapie-Empfehlung für Bupropion

Einige Fallberichte und eine Studie aus 2004 haben gezeigt, dass die Bupropionkonzentration und die Konzentration seiner aktiven Metaboliten in der Milch stillender Mütter gering waren (rund 2 % der Konzentration bei der Mutter, auf das Gewicht umgerechnet). Diese Daten sollten Anlass zur Durchführung weiterführender Studien geben, in denen die tatsächliche Exposition insbesondere durch Nachweis des Wirkstoffs und seiner aktiven Metaboliten im Plasma des Säuglings untersucht wird. Zum jetzigen Zeitpunkt wird von Bupropion bei Stillenden abgeraten.

 

Therapie-Empfehlung für Vareniclin

Tierstudien weisen darauf hin, dass Vareniclin in die Muttermilch ausgeschieden wird. Zum jetzigen Zeitpunkt wird von Vareniclin bei Stillenden abgeraten.

 

Fazit

  • Die Rauchabstinenz der Mutter nach der Entbindung ist für den Säugling äusserst wichtig.
  • Wenn ohne Medikamente der Rauchstopp nicht zu bewältigen ist, sollen auch bei Stillenden nikotinhaltige Medikamente zum Einsatz kommen. Sie sind gesundheitlich weit weniger schädlich als das aktive Rauchen.
  • Der Rauchstopp ist für die Mutter zu jedem Zeitpunkt äusserst empfehlenswert.
  • Für die medikamentöse Unterstützung eignen sich nikotinhaltige Medikamente mit kurz wirksamen Produkten, welche direkt nach dem Stillen verwendet werden. Die Anwendung von Bupropion oder Vareniclin bedingt das Abstillen des Säuglings.

 

Referenzen

  • Dahlström A, Ebersjö C, Lundell B. Nicotine in breast milk influences heart rate variability in the infant. Acta Paediatr. 2008;97(8):1075-9
  • Haas JS, Kaplan CP, Barenboim D, Jacob P 3rd, Benowitz NL. Bupropion in breast milk: an exposure assessment for potential treatment to prevent post-partum tobacco use. Tob Control. 2004;13(1):52-6.
  • Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg. Die Rote Reihe: Passivrauchende Kinder in Deutschland – frühe Schädigung für ein ganzes Leben. www.tabakkontrolle.de