Schwangere


Rauchen während der Schwangerschaft ist ein bedeutender und zugleich einer der am leichtesten zu vermeidenden Risikofaktoren für das ungeborene Kind. Viele der im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe können die Plazenta durchdringen und in den fetalen Blutkreislauf eintreten. Das Kohlenmonoxid beispielsweise behindert die Sauerstoffaufnahme im Blut und vermindert so die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen erheblich. Ebenso gelangen krebserregende Substanzen über die Plazenta in den fetalen Organismus und können dort erbgutschädigende Wirkung entfalten. Rauchen verringert den Blutfluss durch die Plazenta.

Frauen metabolisieren Nikotin grundsätzlich schneller als Männer. Frauen die eine östrogen-haltige Pille benutzen bauen Nikotin noch schneller ab und Schwangere bauen Nikotin am schnellsten ab. Viele Frauen sind motiviert, das Rauchen während der Schwangerschaft aufzugeben. Gesundheitsfachpersonen sollten diesen Umstand nützen und Schwangere in ihrem Aufhörversuch unterstützen.

 

Effekt des Rauchens auf das werdende Kind

Rauchen erhöht das Risiko von zahlreichen Komplikationen und Fehlentwicklungen beim ungeborenen Kind. Einer Überblicksarbeit zufolge ist Rauchen verantwortlich für 15 % aller Frühgeburten sowie 20 - 30 % aller Fälle von geringerem Geburtsgewicht und erhöht insgesamt die perinatale Sterblichkeit um 150 %.
Das Risiko ist insbesondere erhöht für:

  • Spontanaborte (bis 33%)
  • Extra-Uterinschwangerschaften
  • Plazentaablösung: Risiko bis verdoppelt
  • Frühgeburten
  • Plazenta praevia
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Geringeres Geburtsgewicht: der Durchschnitt liegt bei – 200 g, bei 1 – 5 Zigaretten/Tag sind es – 120 g und bei 20 Zigaretten/Tag – 350 g.
  • Kleinerer Kopfumfang und vermindertes Längenwachstum
  • Perinatale Sterblichkeit: > doppeltes Risiko bei 20 Zig./Tag
  • Geburtsdefekte: 2,4-fach höheres Risiko für Fehlbildungen an Lippe oder Gaumen
  • Erhöhte Anzahl von Nikotinrezeptoren im zentralen Nervensystem
  • Höhere Wahrscheinlichkeit des Tabakkonsums im Teenageralter

Verschiedene Studien legen auch nahe, dass Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft rauchten, ein erhöhtes Risiko für auffälliges Verhalten (Aufmerksamkeitsprobleme, schwieriges Sozialverhalten),  Übergewicht, Diabetes Mellitus und für erhöhten Blutdruck haben.

Von besonderer Bedeutung ist das Kohlenmonoxid, das die Sauerstoffversorgung des Fötus beeinträchtigt, denn die Affinität des CO zum fetalen Hämoglobin ist besonders stark und kann vom Fötus nur sehr viel langsamer abgebaut werden als dies bei einem Raucher über die Atmung geschieht. Kohlenmonoxid verlangsamt das fetale Wachstum.

Rauchen fördert Anomalien in den Neurotransmittersystemen und erhöht das Thromboserisiko infolge von Polyglobulie. Rauchen fördert die Thrombozytenaktivierung, die Vasokonstriktion und die vorzeitige Ruptur der sekundären Membranen durch Hemmung der Kollagensynthese. Schwermetalle wie Cadmiumchlorid werden mit Anämien und Läsionen des Plazentaendothels in Verbindung gebracht, die zu Wachstumsstörungen führen. Die toxische Wirkung von Nickelchlorid kann Kardiomyopathien hervorrufen. Beim Tier (Mäuse mit Teerexposition der Muttertiere) verursachen insbesondere die N-Nitrosamine Genmutationen.

 

Fazit

  • Schwangere sollten während der Schwangerschaft vollständig auf das Rauchen verzichten; je früher in der Schwangerschaft der Rauchstopp gemacht wird, desto besser.
  • Schwangere sollten bei der Tabakentwöhnung unterstützt und eingehend beraten werden. Dabei soll das Gewicht v.a. auf der Einstellungs- und Verhaltensänderung liegen.
  • Sollte es mit der begleiteten Verhaltensveränderung nicht gelingen, mit dem Rauchen aufzuhören, sollten nikotinhaltige Medikamente empfohlen werden. Diese sind mit erheblich weniger Risiken verbunden als das Rauchen.
  • Nikotinersatzpräparate mit geringer Wirkdauer (Kaugummi, Microtab, Lutschtablette, Inhaler) sind zu bevorzugen, um die Nikotinexposition des Fötus möglichst kurz zu halten. Falls Pflaster verwendet werden, sollten vorzugsweise 16-Stunden-Pflaster benutzt werden.

 

Referenzen

  • Konsensus-Papier Frankreich http://www.has-sante.fr/portail/upload/docs/application/pdf/Grossesse_tabac_court.pdf 
  • Einarson A et al, Smoking in pregnancy and lactation: a review of risks and cessation strategies, Eur J Clin Pharmacol. 2009 
  • Crawford JT et al, Smoking cessation in pregnancy: why, how, and what next, Clin Obstet Gynecol. 2008 Jun;51(2). Review.
  • Pollak KI et al Nicotine Replacement and Behavioral Therapy for Smoking Cessation in Pregnancy Am J Prev Med 2007 33 (4). 
  • Lumley J et al, Interventions for promoting smoking cessation during pregnancy Cochrane Database of Systematic Reviews 2004, Issue 4. CD001055. 
  • Tong VT et al, Smoking Patterns and Use of Cessation Interventions During Pregnancy. Am J Prev Med 2008, 35 (4) 
  • Vielwerth SE, et al. The impact of maternal smoking on fetal and infant growth. Early Hum Dev 2007;83
  • French GM, et al. Staying smoke free: an intervention to prevent postpartum relapse. Nicotine Tob Res 2007;9.
  • Nielsen A, et al. Maternal smoking predicts the risk of spontaneous abortion. Acta Obstet Gynecol Scand 2006;85.
  • Kyrklund-Blomberg NB, et al. Maternal smoking and causes of very preterm birth. Acta Obstet Gynecol Scand 2005;84
  • Ananth CV, et al, Influence of maternal smoking on placental abruption in successive pregnancies: a population-based prospective cohort study in Sweden. Am J Epidemiol 2007;166
  • Jaddoe VW et al. Maternal smoking and fetal growth characteristics in different periods of pregnancy: the generation R study. Am J Epidemiol 2007;165:
  • Shah T et al, Sudden infant death syndrome and reported maternal smoking during pregnancy. Am J Public Health 2006;96
  • Chiolero A et al, Association between maternal smoking and low birth weight in Switzerland: the EDEN study. Swiss Med Wkly 2005;135
  • Mc Cowen LME, Spontaneous preterm birth and small for gestational age infants in women who stop smoking early in pregnancy: prospective cohort study, BMJ 2009;338:
  •  Wainer R. Tabagisme et fertilité ovarienne. Gynecologie Obstetrique & fertilité 2001;29 :1212, 881-87
  • Matta SG, Balfour DJ, Benowitz NL, et al. Guidelines on nicotine dose selection for in vivo research. Psychopharmacology (Berl) 2007; 190:269-319
  • Benowitz NL, Dempsey DA. Pharmacotherapy for smoking cessation during pregnancy. Nicotine Tob Res 2004; 6:S189-S202
  • Benowitz NL, Lessov-Schlaggar CN, Swan GE, et al. Female sex and oral contraceptive use accelerate nicotine metabolism. Clin Pharmacol Ther 2006; 79:480-488